...... und Flucht vor dem Wetterbericht-
Mittwoch, 30.04.2025
Am Spätnachmittag bahnen wir uns einen Weg durch die schon etwas belebte Heimatstadt. Diesesmal hatten wir nur zweieinhalb Stunden Fahrt zum ersten Ziel eingeplant. Den Campingplatz Berg in der Oberpfalz fanden wir auf Anhieb. Ein sonniges Plätzchen am Waldrand hatte es uns angetan.
So funktoniert Urlaub.. oder? Oder doch nicht so ganz hundertpro... zent? Dieses Camp hatte ein Strompatent, mit dem wir bis jetzt einfach noch nicht in Berührung kamen. Geld einwerfen, nicht allzu lange warten. Dann das Kürzel für die Parzelle eingeben. Fertig. Nix wars! Verdammte Technik. Der Automat hatte das Geld gefressen und wir hatten schon einen leeren Magen. Genervt radelten wir ins Dorf. Der Gasthof Knör servierte uns tröstlicherweise Riesenschaschlik mit Kartoffelsalat. Gibts übrigens jeden Mittwoch. :-)
Gut gestärkt gings bergauf zurück. Tatkräftige Unterstützung gepart mit Humor und Gelassenheit lösten das technische Problem. Wir bekamen, was wir brauchten und alle anderen Gäste auch.
Donnerstag, 01.05.2025
So schön ruhig hier. Wir frühstückten am Waldrand bei Vogelgezwitscher. Im Sonnenschein radelten wir am Main-Donau-Kanal entlang.
Wer hier zur richtigen Jahreszeit vorbekommt, kann sich evlt. reife Äpfel als Snack mitnehmen. Das gemütliche Städtchen Neumarkt bot uns reichlich kostenlose Sitzmöglichkeiten und mindestens eine kostenlose, öffentliche Toilette. Und jeden Sonn- und Feiertag gibt es auch noch ein kostenloses Lifekonzert am Kanal. Diesesmal bot die wahrscheinlich kleinste Blaskapelle der Welt, die Fexer ihre Künste dar.
Wir stellten die Räder ab und schlenderten zu Fuß durch die Stadt.
Wir chillten am Stadtweiher und genossen die angenehmen Temperaturen in den bequemen Schulliegen. Die Kinder hatten eh frei. Keiner hat gestört. Und wir haben auch niemanden gestört.
Am Nachmittag machten wir es uns auf unserer Parzelle gemütlich. Wir genossen im Halbschatten das frühlingshafte Erwachen der Natur. Der Sperber, der kleinste Raubvogel, der mir bekannt ist, drehte am Himmel seine Runden.
Freitag, 02.05.2025
Nach dem Frühstück verließen wir unsere chillige Bleibe. Wir haben uns gefühlt, als wären wir nicht auf dem Campingplatz sondern mitten im Grünen gestanden. Auf dieser Reise ging es wieder einmal Richtung Osten. Aber dieses mal blieben wir zunächst für einige Zeit im Lande. Auf Grund der brisanten Wetterlage entschieden wir uns für eine Festunterkunft.
Wir quatierten uns in der Nähe von Senftenberg ein. Sie ist die Kreisstadt des Landkreises Oberspreewald-Lausitz.
Wir richteten uns in diesem sehr spartanisch eingerichteten, aber sehr ruhigen Quartier erstmal etwas ein. Dimitri, Mädchen für alles hätte uns bestimmt noch alle Schikanen besorgt, was wir gebraucht hätten. Aber, für zwei Tage muss man nicht so viel Ärger machen. Für den nächsten Tag planten wir eh die ganze Zeit nicht da zu sein.
Samstag, 03.05.2025
Heute ging es nach kleinen Erledigungen zur Krabatmühle nach Schwarzkollm. Da wollte ich ebenfalls schon mal lange hin. Vielen von Euch, wie auch mir, ist dieser Ort durch das Buch/Film Krabat nacherzählt von Ottfried Preussler, bekannt geworden. In dieser sorbischen Sage geht es um eine magische Mühle, in der ein böser Zauberer Jahr für Jahr einen Lehrling zum Duell fordert. Je älter die Lehrlinge werden, desto trauriger werden sie. Anfangs weiß Krabat nicht, was auf dieser Mühle vor sich geht. Erst nach und nach merkt er, was mit den Müllerjungen passiert. Er wird ebenfalls zum Duell gefordert. Der Meister verwandelt alle Müllersjungen in Raben. Die Liebe und die Angst des jungen Mächens Kantorka und von Krabat besiegen den Meister.
Bei bedecktem Himmel erreichten wir diesen mystischen Ort. Das Wetter passte ja fast zu dieser Unternehmung. Aber nur fast. Wären da nicht diese hunderte von Autos gewesen, die sich schon vor uns auf das angrenzende Wiesengrundstück gestellt hätten. Ein sehr großer Flomarkt zog Menschenmassen von Besuchern an.
Also, eigentlich waren wir dafür wirklich nicht hergekommen. Hm... die zum Teil Originalbauten machten mich dennoch neugierig. Der Verein "Auf den Spuren des Krabat" wollte dann auch noch einen Obulus fürs Eintreten haben. Na gut, aber ich fragte dennoch nach, ob auch die Häser zum anschauen seien. Sie glaubten ja, hieß es. Die Antwort des Souveniershops, in dem auch ein kleines Museum untergebracht war: "Wegen des Flomarktes ist die schwarze Mühle geschlossen".
Schade! dachten wir. Na dann schauen wir uns halt alles an, was möglich ist. Auf dem Flomarkt fanden wir dann auch noch das Eine oder andere Nützliche. Am Eingang angekommen, fragte uns ein Mitarbeiter an der Kasse: Und, wie wars? Ganz nett, aber die schwarze Mühle hatte zu. Und das ist halt schade, antworteten wir enttäuscht. Eilfertig griff dieser Mitarbeiter zum smartphone. Na, da muss ich doch gleich mal telefonieren, tröstete er uns. So kamen wir doch noch zu unserem Highlight und durften uns die Schwarze Mühle auch von innen anschauen.
Der halbe Tag war ja eigentlich erst rum, stellten wir fest. Wir besichtigten Schloß Senftenberg.
Sachsens
Festung in Brandenburg wurde im 16. Jahrhundert erbaut. Sie diente der
Sicherung der Nordgrenze Sachsens gegen die Preußen. Und wurde auf den
Fundamenten einer mittelalterlichen Burg errichtet. Bis 1815 diente sie
dem Schutz der Landeshauptstadt Dresden. Die Festung in Erdbauweise nach
niederländischer Bauweise ist die einzige, erhaltene ihrer Art in
Deutschland.
In der Burg waren zahlreiche Ausstellungen zu sehen. Darunter auch eine über die Sorben, eine etnische Minderheit, die seit ca. 1500 Jahren in der Lausitz lebt. Sie sind Nachkommen der slawischen Stämme.
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Seebrücke Senftenberg |
Sonntag, 04.05.2025
Frühstücken, alles zusammenpacken. Danach ging es in aller Ruhe durch die autoleeren Straßen. Auf fast ausgestorbene Straßendörfern,
die von Baumalleen gesäumt waren, zum Campingplatz Geierswalder See. Dort ging es ganz schön gschaftig zu. Alle waren im Aufbruch. Wir bekamen dafür einen Platz direkt am Seeufer.
Nach dem Aufbauen erkundeten wir das Dorf Elsterheide.
Im Gasthof zur Grubenlampe wärmten wir uns erstmal etwas auf.
Trotz Sonnenschein war es auf Grund des Windes um einiges kühler, als die Tage zuvor. In diesem Gasthof bekommt man noch DDR-Gerichte aufgetischt, wie z.B. Würzfleisch. Es besteht aus weichem, kleingeschnittenem Fleisch und wird mit Sauce und Käse überbacken. So wurde es Ralf serviert
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Worcester Sauce, Dresdner Art |
Nachdem wir uns wieder in unserer Haut wohlfühlten, liefen wir zurück zum Campingplatz. Bei der nahegelegenen Strandbar hörten wir Schlagermusik.
Eine alte Wassertonne diente als Lagerfeuer. Dieser einladende Anblick motivierte uns, dazuzukommen. Es geht doch nichts über ein wärmendes Feuerchen. Mit einem heissen Getränk setzten wir uns zu den anderen Gästen dazu. Die Inhaber der Bar waren supernett. Sie brachten uns noch eine zum Beistelltisch umgebaute, alte Holzkiste. Dann legten sie noch neues Holz auf. Beinahe hätten wir uns die Füße verbrannt.
Not macht manchmal erfinderisch. Am Abend nutzen wir die Küche nicht nur zum Kochen, sondern auch als Unterschlupf.
Froschquaken und Wellenrauschen ließ uns tiefenentspannt schlummern. Hier war "Meer" geboten, als manch einer dachte.
Montag, 05.05.2025
Wanderung an der renaturierten Fluss-Seenlandschaft Oberlausitz
Bei diesem asphaltierten Radweg gesäumt mit Baumalleen ist es kaum zu glauben, dass früher überall Braunkohletagewerke standen. Aber zahlreiche Infotafeln am Wegesrand informierten uns darüber.
Unser Ziel war Großkoschen, den wir nach ca. 90 Minuten erreicht hatten. Das kleine Koschen hatten wir links liegen gelassen. hmmm... oder eher rechts liegen gelassen,.. zumindest was die Infotafel betrifft. s.u.
Kurz vor Großkoschen kamen wir noch an einem kleinen Stauwehr vorbei.
Im großen Koschen solle es einen Supermarkt geben. Leider war in diesem stillen Örtchen fast alles geschlossen. Da hatte Google mal ausnahmsweise Recht. Die Dönerbude in der Ortsmitte hätte offen gehabt. Einladend stand die Tür offen. Leider war aber der Hunger nicht groß genug. Ein unscheinbarer Eingang offenbarte uns dafür eine kleinen Lebensmittelladen. Neugier und Durst siegte über die eigentliche, offizielle Öffnungszeit. Ralf kam mit zwei Flaschen Wasser zurück. Tja, und jetzt? Wo kriegten wir denn blos was fürs Abendessen her? Googlemaps erklärte uns den Weg zum Cafe Seestern. Witzig, unser Ziel lag auf einem sog. Komfortcampingplatz. Eine riesige Anlage die Luxus vermuten lässt. Das Cafe war sozusagen ein integrierter Supermarkt. Abendessen, check, Minipause, check. Die ganze Umgebung auf dem Platz wirkte ebenso verschlafen, wie das angrenzende kleine Dörfchen Großkoschen. Allerdings genossen wir diese Ruhe sehr. Bei höheren Temperaturen und in der Hauptsaison ist in dieser Ferienregion ziemlich sicher Einiges geboten.
Dienstag, 06.05.2025
Der See, spiegelglatt, kein Wölkchen am Himmel. Kaum Wind. Bei angenehmen 14 Grad frühstückten wir diesesmal im Freien. Einpacken bei Abreisezeit 12:00 für uns völlig grundentspannt. Also, ich muss schon sagen, das Lausitzer Seenland ist echt ne Reise wert.
Alles ein bisschen beschaulicher, kleiner wie bei uns. Schier endlose Baumalleen, viel Grün, riesige Ackerfelder und einige, hübsche Straßendörfer mit Backsteinhäuschen.
Bautzen mit seiner pittoresken Altstadt erschien uns noch ein lohnenswertes Zwischenziel. Dort kann man übrigens auch den berühmten Bautzener Senf kaufen.
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das Domstift von Bautzen, Bis 1980 bischöfliche Kanzlei und Reisidenz des Bistums Meißen; heute Archiv, Bibliothek und Schatzkammer des Doms St. Peter |
Irgendwie hatte ich die Geschichte dieses kleinen, feinen Häuschens wahrscheinlich etwas zu flüchtig gelesen. Beim Recherchieren am Rechner zu Hause war ich überrascht, auf welcher Seite ich rausgekommen bin. Die Roma und Sinti begegnen mir immer wieder einmal.
Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin! Nein, wir sind nicht zu einem DFB-Fußballspiel in der Endrunde gefahren. Sondern wir haben jemand besucht, der seit 40 Jahren in der Landeshauptstadt wohnt und tatsächlich die Wiedervereinigung verschnacht hat.