Wenig Vorplanung - immer der Sonne nach
Im Sonnenschein entlang der Promenade laufend gönnte ich mir noch ein Eis. Das konnte ich sogar mit Euros bezahlen. Dann machten wir einen Stadtrundgang und verschafften uns einen Überblick von Locarno.
Auf dem Marktplatz von Locarno hätte ich übrigens das Doppelte für mein Eis bezahlt.
Ich habe schon viel von den vielgerühmten Villen am Lago Maggiore gelesen. Ein paar davon bekamen wir tatsächlich vor die Linse.
09.10.2022
Heute verbrachten wir tatsächlich fast den ganzen Tag im Stadtindianer. Allerdings nicht unbegründet. Es regnete, was runterging. So viel Regen hatten wir mit dem Stadtindianer noch nie erlebt.
Gegen Nachmittag wurde uns die Rumhockerrei dann doch zu viel. Bei etwas weniger Regen suchten wir das Restaurant des Campingplatzes auf. Selbst ein kleiner Capuccino und was Süsses geht in der Schweiz immer. Man konnte sogar mit Karte zahlen. Mindestbetrag: 30 Euro, was in der Schweiz jedoch kein Problem für zwei Personen ist.
Gut gestärkt verbrachten wir den Nachmittag im Aufenthaltsraum. Wir schmiedeten Pläne für den morgigen Tag.
10.10.2022
Heute kamen wir schon sehr früh aus den Federn. Um 07.30 waren wir schon wach! Es hatte tatsächlich aufgehört zu regnen. Zum Glück! Denn wir wollten noch einen Abstecher ins Valle Vescarda (Vescardatal), genauer gesagt, nach Sonogno machen. Wie ich schon zu Beginn des Italienberichtes erwähnt hatte, wollte ich schon immer dorthin.
Vor allem ging es ja schon wieder weiter. Wir packten alles zusammen. Die Fahrt begann zunächst mit ganz normalen Straßen. Auf einmal sagte uns der Navi, hier bitte links abbiegen. Oookei, dann machen wir das halt. Eine schmale Teerstraße schlängelte sich durch pittoreskes Wohngebiet. Gut erhaltene Steinhäuser eröffneten uns die Sicht auf den Lago Maggiore. Kurve um Kurve bogen wir um die Ecke. Auf einmal blockierte ein riesiger LKW die eh schon schmale Straße. Dumm gelaufen! Aaber,.... an der Reaktion zweier vor unserem Auto stehender Männer erkannten wir, dass der LKW wohl falsch stand. Wir aber richtig! In Windeseile wurde für uns die Straße geräumt. Unser Indi wechselte mit einem geräuschvollem Tunk! auf die Ausweichspur.
Nach dieser Abkürzung eröffnete sich für uns ein tief eingeschnittenes Bergtal. Eine schlängelnde Bergstraße führte vorbei an gewaltigen Felsüberhängen, tosenden Wasserfällen und zum Staudamm.
Der Staudamm ist übrigens bekannt, für seinen höchsten Bungeesprung Europas.
Hinter dem Staudamm beginnt der Verzascafluss, der in den Lago Maggiore mündet.
An der Ponte dei Salti (Römerbrücke) machten wir nochmal Halt.
Dann ging es geradewegs nach Sonogno. Dort parkten wir gezwungenermaßen den Stadtindiander vor den Toren des Dörfchens. Dies wirkte romantisch und sehr verschlafen.
In der Dorfmitte befand sich ein kleines Museum, das die Kinderarbeit (der Kaminkehrer) im ca. 18./19. Jahrhundert darstellte. Leider war es geschlossen.
Einen kleinen Einblick bekamen wir auf Grund der Informationen aus dem Schaukasten. Man kann sich die Armut in dieser Region sehr gut vorstellen. Nirgends gibt es Industrie oder Gewerbe und auch kein Agrar. Von was lebten die Menschen damals? Es ist schon interessannt, wie bekannt so ein kleines Dorf wie Sonogno nur durch einen Jugendroman werden kann. Erwähnt man bei den Einheimischen Sonogno im Zusammenhang mit dieser Kinderarbeit, dann erntet man Schulterzucken oder ein verschämtes Wegschauen.
Nach diesem Dorfrundgang fuhren wir weiter nach Turin in das schöne Piemont zum Stadtcampingplatz Grinto. Italien rief uns!
Erwähnenswert ist das leckere und ein preiswerte Restaurant. Die Bedienungen waren sehr nett und haben uns fast eine Stunde früher reingelassen. Wir waren noch voll auf die deutschen Essenszeiten getrimmt und hatten völlig außer Acht gelassen, dass die Italiener etwas später ihr Abendessen einnehmen.
11.10.2022
Die Hauptstadt des Piemont Turin muss ich mir schon anschauen, dachte ich mir. Nun denn, let`s go sightseeing! Wir organisierten uns über die Rezeption des Campingplatzes zwei Tageskarten für den öffentlichen Nahverkehr. Die Bushaltestelle fanden wir sofort. Hmmm.... kooomisch,.... wo denn der Bus nur blieb? Ralf befragte google. Wie es halt mittlerweile jeder macht. Weil, ist ja immer einfach. Oooder...? Wohl doch nicht immer.
Aber, iirgendwo musste doch die richtige Linie weggehen... Letztendlich sind wir dann noch drei Haltestellen weitergelaufen und irgendwie mit der Buslinie 67 in die Stadt gekommen.
Gesucht haben wir die berühmte Innenstadt mit seinen schönen Parks und Altbauten.
Gefunden haben wir u.a. einen riesiggroßen Platz, mit schönen Springbrunnen und Museen. Und der war auch noch weitläufig abgesperrt. Polizisten standen mit dem Gefängniswagen eher gelangweilt, als angespannt in der Gegend rum.. Was ging denn hier vor.....?
Etwas später jagte dann auch noch ein Polizist Ralf von einem Steinsockel. Man dürfe da nicht sitzen, erklärte er ihm. Es käme da ein Präsident zu Besuch. Da sei alles abgesperrt.
Und so war es auch. Laut Internetrecherche kam Sergio Matterella, Präsident der italienischen Republik zu Besuch. Wir trollten uns von diesem doch so pittoresken Gebäuden und interessannten Museen.
Unser Weg führte uns in Richtung Centrale Mercato.
In dieser Markthalle waren mehrere Klamottenläden, Restaurants, Kneipen und eine Kochschule untergebracht.
Eine Ausgrabung im Untergeschoß haben wir auch noch entdeckt.
Danach traten wir den Rückweg zu unserem Campingplatz an. Natürlich mit den öffentlichen Verkehrsmitteln. Chaos pur!
12.10.2022
Nach so viel Trubel stand uns der Sinn nach etwas Ruhe. Wir fuhren weiter nach Alba, in die Stadt des weißen Trüffels oder auch die Hunderttürmige genannt.
Nach nur einer Stunde hatten wir den Campingplatz Agri Village Alba erreicht. Wir bekamen eine schöne, umfriedete Parzelle für zwei Tage. Nachdem wir alles aufgebaut hatten, machten wir uns auf den Weg in die Stadt. Nach 20 Minuten Fußmarsch waren wir im Stadtkern.
Gott sei Dank fanden wir nicht nur Restaurants und Feinschmeckertempel.
Gerne hätten wir noch die Trüffelausstellung oder ein Museum besucht. Beides hatte leider nur am Wochenende geöffnet.
13.10.2022
Wir haben uns heute für einen faulen Tag am Campingplatz entschieden. Langes Ausschlafen, gemütlich frühstücken und einfach nur die Sonne genießen.
Gegen Spätnachmittag wollten wir uns dann doch etwas bewegen. Zumindes ein bißchen. Der kommunale Bus soll ja in Alba sehr zuverlässig und vor allem kostenlos sein. Das testeten wir gleich mal. Es funktionierte!
Also, wenn man schon mal in der Trüffelstadt ist, dann sollte man das doch auch mal kulinarisch probieren. Gesagt, getan. Preise verglichen, Restaurants begutachtet! Eine kleine Kneipe etwas außerhalb der Touristenmeile fiel uns auf. Diese bot ein Menü, bestehend aus zwei Gängen mit schwarzen Trüffeln in Sahnesauce an. Tagliata las ich. Oh lecker! Dachte ich mir. Bandnudeln mit Trüffelsauce und dazu ein Nachtisch!
Wiedereinmal fielen wir auf die italienische Essenszeit rein. Dieses kleine Lokal hatte schon geöffnet. Jedoch wurden wir freundlich reingelassen und schon mal mit kleinen Häppchen und Getränken versorgt.
Hier hatten wir uns beide auch bei dem Wort Tagliata täuschen lassen. Ohhh Bandnudeln mit Trüffelsahnesauce, dachte ich. Lecker! Und dann noch einen Schokoladenkuchen. Fein!
Warum denn in aller Welt schauten uns die Bedienungen so komisch an, dass wir absolut keine Beilage zu unserem Hauptgericht wollten..
Als sie das Essen servierten, wurde mir soo Einiges klar!
Die sog. Trüffelnudeln entpuppten sich als Fleisch mit Sahnesauce und Trüffeln. Ohhhh! Da waren wir wohl auf die sog. false Friends reingefallen! Ich hatte noch ein bißchen Coperto übrig. Das trockene Weißbrot passte hervorragend zum kurzgebratenen Rindfleisch aus direkter Umgebung. Der Pilzgeschmack der Trüffel kam dabei sehr gut zur Geltung!
Im romantisch beleuchteten Alba spazierten wir zurück zum Campingplatz.
14.10.2022
Nach zwei Tagen mussten wir den Campingplatz schon wieder verlassen. Aber, wir hatten eigentlich Alles von Alba gesehen. Wir fuhren diesesmal auch nur 20 km weiter und landeten in einer ganz anderen Gegend. Barolo, dieses Gebiet ist den Meisten von Euch wahrscheinlich wegen des Weines bekannt. Jedoch gibt es noch ganz andere Spezialitäten zu kaufen. Davon später mehr..
Der Campingplatz Sole Langhe im kleinen Dörfchen Vergne liegt fast mitten auf dem Land, umgeben von Weinbergen und Haselnusssträuchern.
15.102022
Nach einem ausführlichen Frühstück ging es zu Fuß ins berühmte Barolo. Direkt vom Campingplatz führte ein Weg quer durch die Weinberge in die bekannte Stadt. Wir hatten auf dem Weg immer wieder wundervolle Ausblicke auf die Weinberge und ins Landesinnere. Trotz dieseigem Wetters konnten wir von oben richtig gut erkennen, dass Barolo wie in einem Talkessel liegt.
Einfach das Örtchen anschauen und einen Campucchino trinken. So der Plan! Google weiß ja eh immer über Alles bescheid. Denkste! Die zwei sog. Cafes haben wir gefunden. Aaaaber, eins davon verkaufte auch mittags nur Menüs. Das andere entpuppte sich als eine Eisdiele, die auch nur Eis und heisse Schokolade verkaufte.
Barolo ist eigentlich ein hübsches Städtchen das von zahlreichen Weinkellereien umgeben ist.
Der touristische Trubel in der Stadt hat uns etwas genervt. Man kann übrigens nicht nur so gut wie überall den exquisiten Wein probieren. Die Gegend ist auch bekannt für die Haselnüsse. Natürlich wird so gut wie alles, was mit Haselnüssen zu tun hat, kulinarisch verwertet und verkauft. Daneben sind natürlich auch Spezielitäten und Erzeugnisse wie Trüffel und Steinpilze erhältlich.
16.10.2022
Am Vortag haben wir noch überlegt, ob sich das Wetter noch etwas bessern könnte. Die Gegend ist sehr malerisch, jedoch der aufsteigende Nebel am Abend bei den herbstlichen Temperaturen etwas unangenehm. Dieser hält sich meistens bis ca. 11:00 Vormittag.
Nach dem Frühstück packten wir zusammen und fuhren nach Genua. Wir entschieden uns spontan für einen Campingplatz, der im Osten von Genua lag. Die Sonne und das Meer begrüßten uns strahlend. Jetzt ging es mit uns bergauf und zwar sehr steil. Der Indi fuhr brav mit uns die schmalen, geschlängelnden Bergstraßen nach oben. Endlich am Ziel! Doch, was war das? Stille! Große Stille empfing uns. Hmm... O.k. mal wieder in der Siesta, gegen Mittag angekommen. So schien es mir zunächst zumindest. Ralf entschied sich an der angegebenen Telefonnummer die am Rezeptionshäuschen hing, anzurufen. In der kleinen Office hörte man das Klingeln. Auf einmal kroch ein kleines Männchen an einer seitlichen Treppe nach oben. Il campeggio ciuso, kam von ihm auf unsere Nachfrage. Geschlossen. Der Campingplatz war wohl schon im Winterschlaf. Und das bei warmen 24 Grad im Sonnenschein. Bei einem tollen Blick aufs Meer fuhren wir den Campingplatz Villa Doria an. Dieser liegt in einem Stadtwäldchen am Hang von Genaua. Wir hatten zwar keinen Blick aufs Meer, aber dafür idyllische Ruhe. Mit einem Päärchen aus dem Ostallgäu kamen wir schnell ins Gespräch.
Dann wollten wir aber unbedingt in die Stadt. Auf ans Meer! Es war ein Sonntag, der seinem Namen alle Ehre machte! Es fand ein mittelalterlicher Markt für Kinder an der Straßenpromenade statt. Im Sonnenschein erstanden wir in einer Bäckerrei eine Foccacia. Diese verkaufte uns eine sehr liebe Italienerin mit "zertifizierten Schulenglischkenntnissen". Ich war sehr froh, dass Ralf sich mit ein paar Brocken italienisch verständlich machen konnte.
Danach schlenderten wir über den Markt.
So eine Foccacia macht durstig. Und eigentlich wollte ich unbedingt einen Aperol im Sonnenschein am Meer genießen.
Nach einem kurzen Besuch am Strand schlenderten wir zurück zum Campingplatz.
17.10.2022
Ralf hat mir schon öfters vom großen Aquarium in Genua erzählt. Das wollt ich auch mal sehen. Der Hafen war mir schon positiv auf der Fahrt zum Campingplatz aufgefallen. Mit einem Tagesticket ausgestattet und einer deutschen Familie im Schlepptau fuhren wir ans Ziel. Wir mußten noch ein kleines Stückchen zu Fuß zurücklegen. Drei Handys, von denen zwei die Wegbeschreibung korrekt funktonierte.... Die letzten Meter führten nun am Hafen vorbei.
Wow! Ein riesiges Kreuzfahrtschiff ankerte am Hafen. Da konnte man mindestens ein ganzes Dorf unterbringen.
Ein Eycatcher fiel uns auch noch ins Auge.
Dann ging es auch schon ans Anstellen an der Kasse fürs Aquarium. Der Eintritt hat sich voll rentiert!
18.10.2022
SOOONNNEEEE!!!!
Und am bestern konservieren. Wäre das schön!
Dennoch wollten wir vom Meer noch nicht weg. Genug Stadtluft geschnuppert. Ralf hatte einen kleinen Campingplatz (SantAnna Camping al Mare) in Sestri Levante gefunden. Da fuhren wir sowieso ein Stückchen Richtung Heimat und waren aber immer noch am Meer. Vorher gut im Supermarkt eingekauft trafen wir leider zur Siesta ein. Jedoch hatte sich das Warten gelohnt. Für drei Tage bekamen wir noch einen Platz. Direkten Strandzugang hatten wir ebenfalls. Es hieß ja,.. Camping al Mare, Camping am Meer.
Nach den bekannten Aufbautätigkeiten spazierten wir in das nahegelegene Städchen.
So ein Spaziergang an der Promenade ist immer wieder schön.
19.10.2022
Am Vormittag wanderten wir zur Ruine St. Anna.
Hoch oben am Küstenweg hat man einen wunderbaren Ausblick auf das tiefblaue Meer.
Der Bewuchs machte den diesjährigen Regenmangel drastisch deutlich. Vertrocknete, braune Kiefernnadeln lagen am Boden, braune Bäume.. Allerings faszinierte mich, dass trotz dieser Trockenheit an manchen Ecken zartes, saftiges Grün hervorspitzte.
Wir fanden blühende Kakteen die bereits Früchte trugen. Dessen Haut fühlte sich ledrig an. Autsch! Meine Finger! Diese Dinger hatten kleine, dünne Stacheln. Aufpassen beim Anfassen bzw. Essen!
Mittags machten wir eine Pause, bevor wir zum Strand gingen. Sonne tanken! Und- was Neues für morgen ausdenken.
20.10.2022
Guten Morgen liebe Sorgen! Irgendwie waren wir heute beim Frühstück machen wohl Beide gedanklich nicht ganz einsatzfähig. Man nenne es verminderte Aufmerksamkeit vor dem ersten Kaffee! Plötzlich mache es wum! Die Milch flog um! Der Deckel des Milchaufschäumers wurde zur Rakete. Fast überall war heisse Milch verteilt! Vor allem auf dem Gasherd. Eingebrannt, auch das noch! Ohh neiin! Vorsichtig löste Ralf das Gitter. Gott sei Dank! Jetzt konnten wir richtig putzen. Ich glaube, so sauber war unser Gasherd noch nie. Gut, dass wir das Geschirr sofort spülen konnten. Die fast angebrannte Milch löste sich wunderbar.
Mit einem trotzdem sättigenden Frühstück zog es uns heute nach Cinque Terre. Genauer gesagt fuhren wir nach Riomaggiore. Es ist das östlichste Dorf von Cinque Terre.
Bekannt ist diese Stadt für seine bunten Häuser und engen Gassen.
Eine Burg schauten wir uns auch noch an.
Eigentlich war ja das genau das Richtige. Noch ein bißchen Kultur tanken. Für unseren Geschmack hat die Stadt einen "leicht subtilen touristischen Charakter".
Wir wurden gegen traumhafte Ausblicke auf die zerklüftete Küste und verwunschene Gassen der Altstadt entlohnt.
21.10.2022
Tags zuvor hatten wir die Wetternachrichten im Internet durchgeforstet. Diese verhießen gar nichts Gutes. Wir konnten es einfach nicht glauben! Jetzt wurde es endgültig Herbst. Die ersten Regentropfen sagten uns Ciao ciao bella Italia! Ohne noch eine Übernachtung einzulegen sind wir dann nach Hause gefahren. Schön wars!
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