......... oder Äh, moment, bis ans Ende der Welt(Gallina) und wieder nach Hause
Freitag, 29.09.2023
Diesesmal sollte es nach Kalabrien gehen. Arm seien die Menschen dort. Die böse Ndrangheta treibe ja wohl immer noch ihr Unwesen. Und erst die Kriminellen!
Lest selbst, was wir so Alles erlebt haben.
Unsere Reise geht ja immer in kleinen Schritten vorwärts. So starteten wir gegen Nachmittag erstmal Richtung Trient. Den Stellplatz kannten wir ja schon. Den fanden wir diesmal bei Einbruch der Dunkelheit auf Anhieb.
Samstag, 30.09.2023
Am nächsten Tag ging es dann schon weiter nach Rom auf den Campingplatz Camping Internationale Castelfusano. nach dem Abendessen genossen wir noch den Sonnenuntergang am Meer.
Tja, manchmal sollte man auf die Meinung anderer Mitreisenden was geben. Camping Internationale die Castelfusano ist wirklich Nichts für Lerchen. Gegen 21:00 wurden wir durch laute Diskomusik aus dem Schlaf gerissen. Lautes Gelächter, Lallen irgendwelcher Wein- bzw. Bierseeligen folgte. Zwischendurch hörte man das Klappern der Kickertische. Das Ganze wurde dann noch von lauten Autofahrern übertönt. Was soll man da noch machen? Ausschlafen! Gemütlich frühstücken! Und per Pedes die Nahe Umgebung erkunden.
Nach ziemlich genau drei Kilometern erreichten wir zu Fuß die U-Bahnstation. Wer Ostia Antica besichtigen möchte, nimmt am besten die Metro. Irgendwelche Busverbindungen gibt es. Jedoch hätte es länger gedauert und es gab Sperrungen. Abgesehen davon, stand an keiner Bushaltestelle angeschrieben, wann die Busse genau fahren.
Die Ausgrabungen sind übrigens sehr weitläufig, aber sehr, sehr sehenswert. Da erlebten wir wirklich ein Stück römische Geschichte.
Zufällig lief ich auch an einem Lorbeerblätterbaum vorbei. Hmm, sind das die Lorbeeren Cäsars? Ob sein Haarschmuck auch aus Ostia Antica stammt?
Nach zwei Stunden Fußmarsch kehrten wir total k.o zur U-Bahnstation zurück. Ohne Umwege erreichten wir den Campingplatz.
Montag, 02.10.2023
Diesesmal erwachten wir gut ausgeschlafen gegen 07.30. Einmal räkeln, dann standen wir gleich auf. Wir wollten ja heute noch bis Kalabrien fahren. Gut gefrühstückt starteten wir eine Stunde später. Die Ausläufer von Rom empfingen uns nochmals mit Verkehrsmarmelade. Danach ging es zügig durch Kampanien und Basilikata. Eine bewaldete, grüne Landschaft empfing uns in Kalabrien. Rechts das tiefblaue Meer. Die Landschaft wurde allerdings immer sandiger und vertrockneter, je näher wir Cropani di Marina kamen. Stellenweise hatte es auch gebrannt. Kurz vor unserem Ziel kauften wir noch ein paar Lebensmittel bei Conad ein. Dieser war wesentlich günstiger als bei Rom. Den Campingplatz Villagio Camping Lungo Mare erreichten wir wenig später. Um diese Zeit (also Oktober) ist kein Discolärm mehr zu erwarten, beruhigte uns der Platzwart. Wir hatten sowohl mit dem Termin als auch mit dem Preis großes Glück. Am 06.10 wird dieser Platz schließen. Wir beschlossen bis 04.10. zu bleiben.
Auch über das Wetter konnten wir nicht meckern. Den ganzen Tag um die 28 Grad. Für die Jahreszeit war das allerdings ungewöhnlich. Das bestätigte uns auch der Platzwart. Was das für die Natur bedeutet, möchte ich mir gar nicht ausmalen. Wir beschlossen, das Abendessen nicht über dem Holzkohlegrill zu garen.
Dienstag, 03.10.2023
Tag der Deutschen Zwietracht! Äh, Verzeihung, Einheit! Aber, kein Feiertag für die Italiener. Bei Rasenmäherbrummen und emsigen Gewerkel wanderten wir gemütlich stadtauswärts.
Google hatte uns einen vielversprechenden Aussichtspunkt verraten. Ein bisschen was trinken schadet bestimmt nicht, dachten wir uns. Mit Sonnenhut in der Hand machten wir zunächst eine kleine Rast im Schatten. Ob wir das schaffen? Zwischenziel wäre eine kleine Bar. Sollte machbar sein. Die Sonne wärmte uns jetzt schon den Rücken. Ein Glück, dass eine leichte Briese vom Meer her wehte. Vorbei an ausgedorrten, braunen landwirtschaftlichen Hügeln, wild, manchmal mannshoch wachsende Fenchelsträucher gingen wir stetig nach oben.
Ginster, Silberdisteln und Schilfrohrdisteln trotzten dem Boden seine letzte Feuchtigkeit ab.
Im schattigen Olivenhain legten wir die zweite Trinkpause ein.
Weiter gings! Nach einer knappen Stunde erreichten wir die Bar. Essenstechnissch war diese so ausgeräubert, dass wir erstmal im Schatten bei Wasser und Capucchino chillten. Der Kellner teilte uns jedoch mit, dass irgendwo da oben eine Bäckerei sei. Mit dem Finger zeigte er den Berg an der Straße nach oben.
Na, den einen Kilometer schaffen wir auch noch.
Die Aussicht hatte sich schon mal rentiert. Uns eröffnete sich hoch oben am Dorf ein atemberaubender Blick auf die Landschaft. Olivenhaine, teilweise hügelige und steppenartige Landschaft. Winnetou grüßt seine Freunde!
Auf der anderen Seite schlängelte sich das momentan verschlafene Dörfchen Cropani den Berg entlang.
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verlassene Ruine - Beginn eines Geisterdorfes? |
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Überraschend stellten wir fest, dass die Häuser zum Teil mit in die Felswand hineingebaut wurden. Zwischendurch blickten wir immer wieder suchenden Blickes aufs smartphone. Google informierte uns nur über einen geschlossenen Supermarkt.Also nochmal. Der zweite Anlauf war erfolgreich. Wir fanden einen kleinen, unscheinbaren Lebensmitteladen. Dieser hatte so ziemlich alles. Ein bißchen ratlos sahen wir uns um. Zwei Carabinieri holten gerade ein paar Semmeln ab. Können Sie uns zwei Tramenzini machen? fragte Ralf auf italienisch. Ähm, nein, antwortete der Verkäufer. Aber ich kann Euch zwei Panini machen. Welche Semmeln wollt Ihr denn? Die Großen? Oder die Kleinen?. Wir entschieden uns für die kleinere Variante. Das ist doch Hühnchen, fragte Ralf. Sie, ja, erklärte der Verkäufer. Ach, in Deutschland tut ihr da ja immer alles Mögliche drauf. Wißt ihr was? Ich mache Euch zwei kalabresiche Panini mit Oliven, Mortadella und Peccorino. Zum Probieren bekamen wir jeder von uns eine Scheibe Wurst und Käse.
Genau das richtige Mittagessen bei sonnigen Temperaturen. Dann durften wir auch noch in seinem Laden Platz nehmen.
Zurück streiften wir durch stille, inzwischen fast schattige Gassen.
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Marienfigur |
Eine Schafherde holte sich noch die allerletzten trockenen Halme an einem Hang. Das schwarze Schaf der Herde stellte sich in den Schatten. Es knabberte frische Blätter vom Baum.
Linienbusse brausten an uns vorbei. Scheinbar gab es auch eine Buslinie von Cropani Marina aus. Jedoch hatten wir den 20 Kilometer langen Fußmarsch nicht bereut. Seltene Schmetterline, Heupferde und vermutlich einen Sperber hätten wir sonst nicht gesehen.
In unserer Parzelle angekommen erholten wir uns erstmal. Erwähnen sollte man das delizöse, Campingplatzrestaurant PRIMAPOI Ristorante & Pizza
Mittwoch, 04.10.2023
Heute ging es dann schon weiter. Wir beschlossen, so ziemlich ans Ende von Kalabrien zu fahren. In die Stadt City of Reggio Calabria. Unsere Fahrtzeit betrug ja auch nur zwei Stunden. Die Einheimischen hätten es auch schneller geschafft. Wir nicht!
Etwas verunsichert fragte ich noch den Platzwart, ob man sich wegen Parksicherheit etc. Sorgen machen müsse... In der Hauptsaison, .. vielleicht. Da ist einfach mehr Gewusel. Da kann das schon mal passieren, aber jetzt nicht, beruhigte er mich.
Siegessicher erreichten wir gegen Vormittag die City. Vor uns eröffnete sich eine geniale Sicht bei klarem Himmel auf Sizilien.
Wir parkten direkt am Meer. Das elektronische Ticket war nicht einfach zu bekommen. Aber wir fühlten uns safe. Mit gepackten Rucksäcken ging es quer durch die quirrlige Metropole. Vorbei an improvisierten Müllabladeplätzen bis hin zu tip top hergerichteten Kirchen und Regierungsgebäuden.
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Treppenhaus einer Sprachenschule, pickobello gereinigt
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die Aragonesiche Burg, eines der Wahrzeichen der Stadt |
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Zu Fuß querten wir die Einbahnstraßen gegen ihre Richtung. Schließlich landeten wir vor der mächtigen, wundervollen Kathedrale. Eine Fußgängerin, die uns entgegenkam sprach uns an. Die Kathedrale ist die Schönste, aber erst ab 16.00 geöffnet, erklärte sie auf italienisch. Wir bedankten uns für den Hinweis und beschlossen nicht bis zum Spätnachmittag zu warten.
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Kathedrale Maria Santissima Assunta
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Wir nahmen den direkten Weg an der Promenade entlang.
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Monumento della Vittoria
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Beim Parkplatz angekommen klopfte ich dem Indi froh auf die Kühlerhaube. Keiner hatte das Auto geklaut oder beschädigt. Manchmal sollte man Internetmeinungen nicht allzuviel Glauben schenken. Es ist besser, sich die Situation vor Ort anzusehen und dann zu entscheiden.
Frohen Mutes starteten wir zum Campingplatz Camping Rudi Agritourismo. Mit Hilfe von Google fanden wir direkt den Weg aus der Stadt heraus auf die Autobahn. Wir hätten unterwegs sogar noch bei LIDL einkaufen können. Aber warum, wir hatten ja Alles. Wir vertrauten Google und nahmen die Ausfahrt Gallina. Die Adresse hatten wir ja vorher eingegeben. Nach kurzer Zeit fühlten sich die Straßen jedoch abenteuerlich an. Aber, wer meine letzten Reiseberichte (s. Rumänien) gelesen hat, weiß, dass wir schon Einiges gewohnt waren. So wunderten wir uns immer noch nicht, dass die Umgebung immer wilder und die Straßen immer schlaglochbesetzter wurden. Die Landschaft wurde immer hügeliger, karstiger und einsamer. Schroffe Felsen, karge Berge und meterhohe Blattkakteen prägten das Bild.
An einem Pistenabschnitt sagte mir jedoch Ralf, Nein! Da fahre ich nicht runter. Der arme Indi! Wiederum befragte ich Google. O.k. dann eben nach rechts, statt nach links. Die Schotterwege wurden immer enger und enger... Wir konnten gerade noch einem LKW ausweichen. Der Einheimische bedankte sich höflich. Beim Rückwärtsfahren hatte ich jedoch auch noch einen Blick nach Hinten und in die Kamara. Oh weh! Hoffentlich geht das gut! Auf einmal sagte mir Google: Sackgasse. Auch das noch! Wenden in drei Zügen. Es muss wohl ein Schutzengel auf uns aufgepasst haben. Unterwegs trafen wir noch einen Einheimischen. Ralf fragte auf italienisch nach dem Weg. Welch ein Zufall, dass wir ihn getroffen hatten. In dieser einsamen, unwirtlichen, wildromantischen Gegend. Wir mussten leider den ganzen Weg zurückfahren. Die megaschlechte Straße als Alternative in Kauf nehmen. Vor allem auch die Kratzer, die das Gestrüpp am Wegesrand verursachte. Ich dachte mir noch, Oh Gott! Hoffentlich passiert auf diesem Weg nichts. Nach einer kurzen, bergaufgehenden pistenartigen Strecke standen wir auf einmal auf einer wundervoll geteerten Straße. In der Zwischenzeit hatten wir den Weg zu Agritourismo Rudi auf dessen homepage richtig eingestellt. Der Weg zu unserem Ziel war dann nur noch ein Klacks! Erst nachher erklärte mir Ralf, warum er so nahe am Gestrüpp vorbeifuhr: Die Kratzer am Lack tun vielleicht nur ein bißchen weh. Kratzer oder Risse in der Ölwanne sind viel schlimmer. Erleichtert quatschten wir am Abend mit unseren neuen Nachbarn und den Vermietern des Campingplatzes. Dieses Fleckchen Erde ist einfach wundervoll. Genialer Sternenhimmel garantiert. und wunderbare Sicht aufs Meer.
Das lege ich Euch ganz fest ans Herz: Solltet Ihr jemals hierher fahren: Folgt einfach stur der Wegbeschreibung der homepage von agricamping Rudi.
Donnerstag, 05.10.2023
Großes Chillen mit Besichtigung der Grotte war heute angesagt. Wir genossen die momentane Ruhe. Bis zum frühen Abend hatten wir den Campingplatz für uns. Nachdem wir dann endlich ausgeschlafen hatten und die Sonne noch nicht so unbarmherzig vom Himmel brannte, haben wir die Grotte besucht. Diese ist fußläufig zu erreichen.
Auf dem Weg zur Grotte läuft man unweigerlich an den Agrarflächen von Agritourismo Rudi vorbei. Ja, diese Familie hat wirklich einen Bauernhof mit ein paar Tieren. Obst und Gemüse werden selbst angebaut und saisonal mit ins Abendessenangebot eingebaut.
Um 18.00 gingen wir mit unseren neuen Nachbarn zum vorbestellten Abendessen. Küche und Restaurant kamen uns bei der Uhrzeit sehr entgegen. Es ist nämlich nicht selbstverständlich, dass man um diese Uhrzeit in Italien schon was zu essen bekommt. In Kalabrien ist es üblich, erst gegen 21.00 zu essen. Ganz einfach aus dem plausieblen Grund, weil es im Hochsommer am Tag sehr lange sehr heiss ist.
Tja, und dann bekamen wir ein fast fünfgängiges Menü aufgetischt. Wein, Wasser und Verdauungsgetränk waren mitinbegriffen. Jeder einzelne Gang wurde angesagt. Das köstliche Schlemmermahl ist preiswert. Seid sparsam beim Brot. Sonst zwingt Ihr den Hauptgang nicht.
Freitag, 06.10.2023
Gegen 10:00 verabschiedeten wir uns von unseren österreichischen Nachbarn. Unser nächstes Ziel Tropea führte von normalen bis über brauchbaren Straßen zum Campingplatz Camping Marina dell Isola. Gut, dass wir angefragt hatten, denn dieser Platz war bis zu ca. 75 % ausgebucht. Wir bekamen sogar einen Platz fast am Meer.
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| Mann bin ich cool!
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Wir beschlossen, uns ersteinmal einen Überblick zu verschaffen. Ganz in der Nähe nahmen wir eine Treppe in Richtung Altstadt. Was für ein Touristenloch, dachte ich. Souvenierstände reihten sich an Restaurants von deren Preisen wir uns ausgezogen fühlten.
Aber, wer sind wir denn, wenn wir uns davon abschrecken lassen würden? Wir bogen in die nächste Seitengasse ab. Es wurde ruhiger und ruhiger. Das fühlte sich nach Kalabrien an.
Wir fanden auch ein schattiges Plätzchen mit wunderbarer Aussicht aufs Meer.
Was ich so ganz besonders toll an Tropea fand, dass die Häuser, wie auch in Cropani direkt auf den Fels gebaut sind. Teilweise scheinen sie miteinander verwachsen zu sein. Teilweise hat man sogar noch Betonmeiler, möglicherweise um ein Abrutschen der Felsen zu verhindern darunter gebaut.
Samstag, 07.10.2023
Heute wanderten wir nach dem Frühstück zur Santuario di Santa Maria de`ll Isola. Hohe Stufen führten zur byzantischen Kirche aus dem Mittelalter. Oben angekommen hatten wir einen grandiosen Bick auf das Meer.
Das Museum der Kirche hatte leider geschlossen. Aber wir schauten sie uns von innen bei italienischer Choraluntermalung an. Es gab auch einen hübschen, gut zugänglichen Garten zu bestaunen.
Nach dem Sightseeing ging es zurück zum Campingplatz. Auf dem Weg dorthin stockten wir noch unsere Vorräte auf.
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Sonnenuntergänge Tropea
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Sonntag, 08.10.2023
Gegen 10.00 fuhren wir zu unserem nächsten Ziel Le Castella. Das ist eine kleine Gemeinde, die zur Isola die Capo Rizzuto gehört.
Auf dem Campingplatz SunBay eröffnete sich am Eingang für uns zur rechten Seite ein freier, unverbauter Blick auf Küste und Meer.
Links konnten wir schon den parkähnlich angelegten Platz sehen.
Ein kleines Häuschen mit geöffneten Fenstern am Eingang diente als Rezeption. Ah, Siesta, dachten wir, keiner da. Aber, da standen doch ein paar Telefonnummern mit Namen auf dem Schild Ralf rief bei Antonio an. Sucht Euch einfach einen Platz. Das Organisatorische machen wir dann gegen 16.00, tönte eine italinische Stimme durchs Telefon. Gesagt, getan. So einfach ist das eben Italien.
Nach einer Mittagspause machten wir uns zu Fuß auf den Weg zur Burg Castello Aragonese. Sie ist das Wahrzeichen der kleinen Ortschaft Le Castella. Gebaut auf einer kleinen Halbinsel die mitten ins Meer hineinragt. Bei unserem Zeitpunkt war der Eintritt frei. Spenden erbeten.
Nach dem ausfürlichen Rundgang ging es zurnächst durch die noch etwas verschlafene Stadt zurück.
Teilweise erschien es so, als wäre manches noch im Aufbau. Ein paar Kuriositäten haben wir dann zufällig noch entdeckt.
Links ein Kondomautomat. Dieser stand genau gegenüber der Apotheke. Und wenn mal die Pharmazie geschlossen hat, kann man dringend benötigte Dinge für die Reiseapotheke auch im Automaten kaufen. (Bild links)
Auf dem Campingplatz zurück schien er uns bei sonnigen Temperaturen am Nachmittag besonders ruhig. Etwas später reisten noch ein paar italienische Gäste ab. Wir hatten jetzt den ganzen Platz für uns. Dementsprechend ruhig war auch die Nacht. Nur ein schwarzer Passat mit Tölzer Kennzeichen drehte zweimalig eine Runde. Keine Ahnung, warum er als Gast nicht geblieben ist.
Montag, 09.10.2023
Auf jeden Fall erwachten wir am nächsten Morgen gut ausgeruht. Heute fuhren wir zunächst nach Crotone. AQuadrat + BQuatrat = Voll daneben! Pythagoras sagt das ergibt CQuadrat. Diesem berühmten Denker und Mathematiker wollten wir huldigen. Anstelle einer Büste fanden wir beim Piazza Pythagoras einen Kreisverkehr. Dieser war mit einem metallischen Kustwerk dekoriert. Irgendwelche Berühmtheiten haben wir dann zufällig noch gefunden. Wir hatten uns da eigentlich ganz was anderes vorgestellt, als uns der Reiseführer erzählte. Etwas enttäuscht verließen wir die labyrinthartige Stadt. Es lagen ja noch einige Kilometer vor uns. Wir wollten heute in eine, neue für uns unbekannte Provinz fahren, nach Basilikata.
Nach ca. 150 km langweiliger Strecke fuhren wir durch abgeerntetes, landwirtschaftliches Hügelland und fast ausgetrocknete Flussbette. Wir fragten uns dabei, wie wohl die Einheimischen mit dieser lang anhaltenden Dürre umgehen. Immerhin war es ja schon Oktober. Auf der Hinfahrt sahen wir auch noch zwei Brandherde. Es muss ja auch noch Wasser zum Leben bleiben. Zufällig erblickten wir noch zwei Canyons. Schade, dass man da nicht einfach zur Seite fahren und ein Photo schießen konnte. Wir kamen dem Ziel immer näher. Blöd, wie wir Touris halt so sind, folgten wir treubrav den Anweisungen des Navis. Auf einmal standen wir vor einer Unterführung am Ortsrand. Die Straße wurde auch mal wieder etwas schmäler. Mir schwante Übles. Ich stieg aus um mir die Sache genauer anzusehen. Zufällig begegnete mir ein Einheimischer in seinem Wagen. Ich versuchte mit meinem smartfone in der Hand mein Glück. Typisch italienisch, mit Händen und Füßen redend erklärte er mir wohl: Ich weiß, wo Dein Ziel ist. Ich fahre vorraus. Und Du hinterher. Gesagt, getan. Kurve um Kurve schlichen wir den ganzen Weg fahrend zurück. Es ging immer weiter bergab. Auf einmal blinkte der weiße Bus vor uns und blieb kurz stehen. Ein bißchen verwirrt konnten wir gerade noch dankend die Hand heben. Unser uneigennütziger Helfer fuhr zügig von dannen. Nachdem ich vorher mit einer Dame telefoniert hatte, suchten wir uns einen hübschen Platz und danach die Rezeption.
Oha! Unsere ausgewählte Parzelle war wohl ein bißchen zu groß geraten. Der Platzwart sagte zwar nichts, aber der Miene konnten wir entnehmen, dass es ihm wohl doch nicht so recht war. Dann eben einen Kleineren. Hatte auch gereicht für unseren Kleinen.
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Schnarch!
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Dienstag, 10.10.2023
Gut gestärkt ging es gleich nach dem Frühstück per Pedes zu den berühmten Sassis von Matera. Da mussten wir zunächst ein Stückchen durch die Stadt bis wir was Sehenswertes entdeckten.
Auf einmal erblickten wir zu unserer Rechten ein riesiges Tal. Felsig, braun, mit niedrigem Baumbewuchs. Ein kleines Bächlein schlängelte sich durch die Senke, darüber eine Hängebrücke.
Was das wohl mal war? Momentan konnten wir uns keinen Reim darauf machen. Die Sassis waren auch schon in Sichtweite.
Dort angekommen streiften wir erstmal durch die Gassen hinauf in Richtung Casa Noa. In diesem Museum informierten wir uns erstmal über die Geschichte dieser Behausungen. Die ersten Sassis waren eher Höhlenwohnungen, die direkt in den Stein hineingemeisselt wurden. Sie entstanden vor ca. 8000 Jahren.
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Sassi in der Urform (dazu später mehr)
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Später hat man über diese Höhlenwohnungen Behausungen gebaut. Zunächst erblühte die Stadt. Sowohl zur rechten als auch zur linken, gegenüberliegenden Seite des Tales. Es wurde reger Handel mit dem angrenzenden Land Apullien betrieben. Nach längerer Zeit geriet dieses Gebiet in Vergessenheit.
1945 schrieb der Turiner Schriftsteller Carlo Levi den Roman Christus kam nur bis Eboli. Er wurde 1935 als Antifaschist nach Basilikata verbannt. Nicht nur Carlo Levi sondern auch die Öffentlichkeit haben die katastrophalen, hygienischen Zustände in den Sassis bei Matera erschüttert. Ja und in der Tat, es war wirklich so. Mensch und Tiere lebten in engsten Räumen miteinander. Es gab kein fließendes Wasser, keinen Strom und keine Kanalisation. Selbst die Felder wurden bist in die Ende der 60iger mit einem Eselskarren bestellt. Im Winter wurde Eis und Schnee geschmolzen. In einer Zisterne diente es dann als Trinkwasser. Und das alles noch damals in einer modernen Welt, in der Politiker mit dem Flugzeug die Welt bereisten. Italien schämte sich natürlich für den Schandfleck in der Öffentlichkeit.
Deswegen wurden Maßnahmen ergriffen. 15.000 Menschen wurden umgesiedelt. "Wenn du bleiben möchtest, wirst Du nicht unterstützt", war das Motto vom Italienischen Staat. Um nicht zu sagen, die klare Ansage ans Volk. In den 70iger Jahren wurden die ersten Filme in den Sassis gedreht. Auf einmal war wohl Geld da. Einige Bewohner kamen wieder zurück. Strom wurde verlegt. Die Wasserent- und Versorgung wurde sichergestellt. 1993 wurde die Gegend zum Weltkulturerbe erklärt. Die neuen Bewohner der Sassis jubelten.
Und am 2. Juli wird das Fest der hl. Maria von Boa gefeiert. Zunächst werden Wägen festlich geschmückt. Sindend und betend fährt man dann durch die Straßen. Gegen Abend ändert sich die Stimmung allerdings. Unter viel Hallo und lautem Geschrei wird dann der ganze Schmuck zerstört. Es wird ein Feuerwerk entzündet und man hofft auf ein gutes, neues Kirchenjahr. Nach so viel Feiern und Tumult stärkt man sich mit einem frugalen Mahl am nächsten Tag.
Nach diesen beeindruckenden, nachdenklichen Erlebnissen verließen wir die Sassis. Ich kaufte mir noch zwei Brotstempel als Andenken. Diese möchte ich auch selbt mal verwenden.
Ja und jetzt das Ergebnis des Brotstempels:
Tolles Ergebnis, würde ich sagen.
Die Menschen haben früher ihr Brot alle zusammen in einem Ofen gebacken. Damit man wußte, wem welches Brot gehört, hat man sich mit Stempeln geholfen.
Danach schauten wir uns Matera und die Burg noch an.
Mittwoch, 11.10.2023
Heute verließen wir den Campingplatz bei Matera wieder. Vor unserem nächsten Ziel machten wir wieder einen kleinen Halt. Wir wollten uns diese eigentümlichen Höhlen, die wir von der anderen Seite am ersten Tag gesehen hatten, nochmal genauer anschauen. Natürlich auch die Umgebung. Und wir wurden nicht enttäuscht.
Nach Spaziergang mit Sightseeing ging es nach Castellmezzano. Zunächst waren die Straßen sehr gut ausgebaut. Es ging flott voran. Ca. zehn Kilometer vor dem Ziel wurde die Straße immer enger, kurviger und steiler. Wieder einmal fragten wir uns, waren wir da noch richtig? Nach einer längeren Tunnelfahrt eröffnete sich zu unserer Linken ein pittoreskes Dorf. Verschlafen von Basaltfelsen bewacht, erschien es uns in der gleißenden Mittagshitze.
Der Zeitmagen meldete sich. Via Google suchten wir uns ein gut bewertetes Restaurant. Wir wurden nicht enttäuscht. Da konnten wir nochmal so richtig typisch italienisch essen. Hier bekamen wir übrigens auch unaufgefordert sprachliche Unterstzützung einer Einheimischen. Gut gesättigt traten wir den steilen Rückweg zum Parkplatz an. Nach intensiver Suche zu einem optimalen, nahen Campingplatz fuhren wir zu einem area sosta Stellplatz in der Nähe von Melfi. Angeblich sollte da ein Magistrat erscheinen, der die Tür öffnen sollte. WCs hätte es angeblich auch gegeben. Stattdessen empfing uns ein verlassener Stellplatz mit geschlossenem Eisentor davor. Der Ausgang war übrigens geöffnet und führte ins Nirvana. Sportanlagen waren gleich in unmittelbarer Nähe. Zwei Personen, davon ein Tennislehrer befanden sich auf dem Tennisplatz. Diese nahmen von uns jedoch keine Notiz. Wir entschieden uns umzuplanen. Ne, da bleib ich keine Nacht, dachte ich mir.
Nach einem erfolgreichen Anruf beim Campingplatz Francavilla in Francavilla al Mare Provinz Chieti in den Abbruzzen fuhren wir los. Ich warte auf Sie, hieß es am Telefon.
Vor Einbruch der Dunkelheit fanden wir den Campingplatz auf Anhieb. Wie versprochen hatte der Betreiber auf uns gewartet. Am Eingang empfing uns ein familiäres Empfangskomitee.
Donnerstag, 12.10.2023
Chillen am Strand! Ein Tag zum Faulsein
Freitag, 13.10.2023
Weiter gehts! Stetig nach Norden. In kleinen Stückchen nach Hause. Denn auch in den Marken kann man kurz mal parken. Nach einer sonnigen Küstenfahrt mit Sicht aufs Meer und die Abbruzzen erreichen wir gegen Mittag Camping Centro Touristico Belvedere. Nach einem einfachen Email- und Telefonkontakt kam ein Mitarbeiter des Platzes und zeigte uns alles Notwendige. Dass momentan nicht mehr so viel Service geöffnet hatte, störte uns nicht. Wir bekamen eine riesige Parzelle zum Nachsaisonpreis. Mit Sicht aufs Meer! Was will man mehr.
Dannn gingen wir nach Civita Nova Marche. Spontan verbrachten wir eine der wahrscheinlich noch wenigen Sonnentage am Meer. Das Wetter sollte hier bald schlechter werden.
Samstag, 14.10,2023
Nach einer sehr ruhigen Nacht als einzige Gäste auf diesem Platz zog es uns nach dem Frühstück in die Stadt. Mit dem Rucksack wanderten wir zum Segeljachthafen.
Der erste Anlaufpunkt war ein grüner Leuchtturm.
Danach ging es an Fischerbooten vorbei entlang der Streetart Al Porto di Citanova.
Giulio Vesprini, ein Architekt und Grafikdesigner hat wohl dieses Projekt initiert.
Wir setzten uns erst in die Sonne und dann aber in den Schatten und ließen den Blick schweifen. Es war hier immer noch richtig warm. Und das in den Marken an der Adria Mitte Oktober.
Wir suchten uns einen schattigen Platz im nahegelegenen Park. Danach schlenderten wir über einen Markt wieder zurück zum Campingplatz.
Sonntag, 15.10.2023
Gegen 10:00 verließen wir diesen ruhigen, schattigen Campingplatz mit seinem netten, unkomplizierten Betreibern. Einerseits war schlechteres Wetter angekündigt. Andererseits wussten wir momentan nicht, was wir direkt in der Nähe noch hätten anschauen können. Und - unser Urlaub neigte sich dem Ende zu. Langsam mussten wir an die Heimreise denken. Wir wollten ja nicht die ganze Strecke auf einmal nach Hause fahren. Da wäre die ganze Erholung beim Teufel. Wir entschieden uns für den Campingplatz Spiaggia D `oro in Lazise. Ein riesiger Platz am Gardasee. Wir kamen gegen Nachmittag an. 40 qm reichten uns locker. Nach einem Snack ging es erstmal an den See.
In der Stadt gibt es auch eine Burg. Sie steht in mitten eines Parks. Diese kann man leider nur von außen anschauen und gehört dem Grafen Bernini.
Montag, 16.10.2023
Wiedereinmal benutzten wir die öffentlichen Verkehrsmittel in Italien. Es sollte nach Brescia gehen. Für den Bus kauften wir die Fahrkarten in einer nahegelgenen Tankstelle. Der Bus war bis auf 15 Minuten Verspätung pünktlich. In Desenzano kauften wir die Fahrkarten für die Bahn. Der Zug war ziemlich pünktlich. Die Fahrt angenehm.
Brescia besichtigten wir ein zweites Mal. Wunderschöne, verwinkelte Gassen, Ausgrabungen und die Burg.
Zur Burg kletterten wir bis an die Spitze und hatten von dort aus einen wunderbaren Panoramablick.
Nach gut drei Stunden Fußmarsch stärkten wir uns bei einer nahegelegenen Bäckerrei. Hervorragende Qualität, kann ich da nur sagen. Danach gingen wir zum Bahnhof. Die Fahrkarten hatten wir ja schon. Manchmal ist Italien wie Deutschland. Die schaffen es auch immer wieder einen Knoten in den Fahrplan zu bringen. So auch in Italien. Da waren auch schon mal die Einheimischen ein bisschen genervt. Mit etwas Verspätung kam er dann doch. In Pescara durften wir dann erneut auf den Bus warten. Wartezeit 1 Stunde incl. 15 Minuten Verspätung. Gut, dass wir nicht die allerletzte Verbindung genommen hatten. Wir genossen unser Abendessen zur regulären, deutschen Zeit.
Dienstag, 17.10.2023
Unser letzter ganzer Tag in Italien. Wir beschlossen, es nochmal mit den Öffentlichen zu versuchen. Diesesmal ging es mit dem Bus zur Halbinsel Sirmione zu den Gärten des Catull. Eigentlich ist das gar keine Grotte, sondern ein riesiges Herrenhaus. Es wurde auf Grund der Schräglage in den Fels hineingebaut. Später kamen noch andere Gebäude hinzu.
Mittwoch, 18.10.2023
Heimreise. Diese verlief relativ entspannt und ohne Zwischenfälle. Gut erholt und unbeschadet kamen wir am frühen Abend zu Hause an. Die 18 Tage sind vergangen wie im Flug. Wie immer war es ein toller Urlaub. Und die Vorurteile, die jenseits des Brenners bis nach Kalabrien existieren kann ich in keinster Weise bestätigen. Viele Dinge, positiv, als auch negativ findet man auch in Italien wieder. Ja, auch die Italiener haben eine sehr zügige Fahrweise. Je weiter es nach Süden geht, desto schneller wird gefahren. Aber, Achtung! Wenn die Einheimischen mal langsam fahren, sollte man das als Touri auch tun.
In Italien, aber auch in anderen Ländern findet man viel Müll, der achtlos in die Natur entsorgt wird. Je weiter man nach Süden, bzw. Kalabrien fährt, desto mehr fällt es auf. Und noch etwas: Kalabrien mag der ärmste Landstrich Italiens seiin. ABER: Es ist keineswegs kriminell. Geklaut, Autos aufgebrochen wird wahrscheinlich genau so viel/wenig, wie woanders auch. Ich denke mal, ein helles, wachsames Auge in der persönlichen Umgebung und eine natürliche Vorsicht kann nie schaden. Wir sind niemals von wild um sich schießenden Mafiosi angegriffen worden. *grins* Im Gegenteil: Wir haben ganz tolle Gastfreundschaft erfahren und sehr gutes, günstiges Essen genossen. Und die Mentalität, eine unheimliche Gelassenheit, Ruhe manchmal auch Schnoddrig- bzw. Wurstigkeit vor allem gegenüber Vorschriften kennengelernt. Da denke ich mir manchmal, es wäre schön, wenn wir Deutschen auch so wären. Sicherlich werden wir Kalabrien ein zweites Mal bereisen.